Das Schützenwesen in Räderloh, Lüsche und Auermühle nahm seinen Anfang am 4. September 1925. Der Gründungsversammlung gab als Zweck und Ziele des Vereins Ausbildung des Schießsports, kameradschaftliches Beisammensein und gutes Einvernehmen der gesammten Bürgerschaft an.
Wer in den Schützenverein eintreten wollte, musste eine Goldmark beibringen. Monatlich galt es 50 Goldpfennig als Beitrag zu zahlen. Um laufend im Gespräch zu bleiben, wurde jeden zweiten Sonnabend im Vereinslokal eine Versammlung abgehalten, auf der auch der Monatsbeitrag einzuziehen war.
Auf dem Grundstück des damaligen Vereinswirtes, Wilhelm Hamburg in Lüsche, erbaute man schon 1925 einen Schießstand mit einem Scheibenabstand von 100 m. Zur Beschaffung einer ersten Büchse musste jedes Mitglied drei Reichsmark einzahlen.
Da das Schießen mit großem Kaliber stattfand und an den Schießstand Viehweiden angrenzten, gab der Vorstand der Beindorff`schen Gutsverwaltung die Zusage, ihr jeweils 24 Stunden vor jedem Schießen, davon Nachricht zu erteilen und für eventuelle Schießunfälle an Weidevieh zu haften. Preisschießen waren auch zu früheren Zeiten beliebt. Ein Protokoll vom 11. Februar 1926 nennt dafür typische Preise:
1 Spaten – 2 Äxte – 1 Emailleeimer – 2 Zinkeimer – 1 Bügelsäge – 3 Kartoffelkörbe –
1 Brieftasche – 1 Spazierstock – 1 Luftpumpe – 1 Flasche Nordhäuser – 50 Zigaretten –
2 Radmäntel – 1 Rucksack – 1 elektrische Zuglampe – 1 Selbstbinder.
Hiermit wird deutlich, das überwiegend Dinge für den täglichen Gebrauch als wünschenswert erschienen. Das Schützenfest fand damals auf einem Zelt statt. Dieses wurde durch folgende Anmerkung deutlich:
Das Schützenzelt besorgt der Vereinswirt W. Hamburg!
Die Munition für das Übungs- und Preisschießen wurde in Eigenarbeit gefertigt. Eine Bestellung bei Fa. Beyer in Celle aus dem Jahre 1926 umfasste 200 Patronenhülsen und 8 kg Bleikugeln. Erster „Lademeister“ war Otto Heuer aus Lüsche.
Im Jahre 1928 stiftete der amtierende König, Senator Beindorff, dem Schützenverein eine Fahne. Diese begleitet nach fast 100 Jahren auch heute noch die Schützenfeste in Räderloh, Lüsche und Auermühle.
Auch für Hüte sorgte Senator Beindorff. Sie waren einheitlich als Südwester (Kopfbedeckung für Seefahrer, vorne eine breite Krempe, die hinten weit überhängt). Erwähnenswert aus dieser Anfangszeit des Vereinslebens ist auch, das der jeweilige Kronprinz von Jahr zu Jahr Fahnenträger wurde. Ab 1929 feierte man das Schützenfest in Lüsche auf einem Saal. Dieser wird, nach einigen Jahren der Unterbrechung, auch heute wieder genutzt. Mit dem Jahr 1938 hatte der damalige 1. Vorsitzende, Hartwig Heers, einen veränderten Titel zu führen. So wurde ein “ Vereinsführer “ auf Dauer von 3 Jahren gewählt.
In den Jahren 1940 bis 1950 fanden keine Schützenfeste statt. Am 9. Juni 1951 wurde der Schützengedanke wieder entdeckt. Für den im Krieg gebliebenen Schützenkönig von 1939, Waldemar Bokelmann, übernahm Heinrich Singer die erste Königswürde. Das Schießen auf dem alten 100-m-Schießstand wurde wegen zunehmender Bebauung zu gefährlich. So planten und bauten die Vereinsmitglieder in der Wiese, westlich des Vereinslokals einen 50-m-Schießstand. Geschossen wurde aber weiterhin über offenes Feld. Mußte zunächst noch ein „Scheibengucker“ aus einer Deckung heraus die Ergebnisse melden, schoß man bald auf Scheibenautomaten. Strengere Sicherheitsvorschriften hatten nach einigen Jahren, auch die Aufgabe dieses Schießstandes zur Folge.
Im Jahre 1969 bezog der Schützenverein seinen heutigen Schießstand mit einem 50-m-Schießkanal und drei Seilzuganlagen. Das Schützenhaus diente damals als Schafstall und wurde dem Verein von Gutsbesitzer Wolfgang Beindorff auf Erbpacht überlassen. Im Schützenhaus erinnert eine große Übersichtstafel mit kleinen Schützenscheiben an alle Könige seit dem Gründungsjahr 1925.
Das Schützenwesen in Räderloh, Lüsche und Auermühle hat sich in den Folgejahren ständig fortentwickelt. Im Jahre 1993 konnten wir unsere neues Schützenhaus beziehen, welches wir mit viel Einsatz und Herzblut in Eigenregie erbaut haben.
Inzwischen wird alljährlich, am zweiten Wochenende nach Pfingsten, das traditionelle Schützenfest gefeiert. In der Umgebung weilende Urlaubsgäste sind gern bei den Feierlichkeiten dabei. Besonders bemerkenswert war das Schützenfest 1994. Unter großer Anteilnahme durch Gäste und Bevölkerung wurde dem einzigen noch lebenden Gründungsmitglied des Schützenvereins Lüsche – Räderloh die Königswürde zuteil: Mit 88 (!) Jahren gab Albert Dörrheide den besten Königsschuß ab.
Ebenfalls bemerkenswert war in jüngerer Zeit das Jahr 2015, als mit Rosie Lutz erstmals eine Frau hauptamtliche Schützenkönigin wurde.
Quellen
Dieser Artikel basiert weitgehend auf der umfangreichen Vorarbeit unseres Ehrenvorsitzenden Karsten Singer (1941-2015). Er hat zur lokalen Geschichte geforscht und alles in seinem Buch “Steinhorst – Geschichte(n) eines Dorfes von 1989” festgehalten. Außerdem geht ein großer Dank an Hansi Müller und Harald Mundil, die die Texte und Bilder gesammelt und herausgesucht haben.